Zur Stadtgeschichte von Zeulenroda


Die Stadt liegt im Südosten Thüringens. Naturräumlich gehört das Gebiet zum Thüringer Schiefergebirge, genauer zu den vogtländischen Hochflächen in ihrem Ostteil. Der Ort Zeulenroda ist eine spätmittelalterliche Gründung der Vögte von Weida. Er wurde das erste Mal im Jahre 1325 als "Zu Ulenrode" urkundlich erwähnt. Durch die günstige Verkehrslage an der Kreuzung Weida - Hof und Triptis - Elsterberg entwickelte sich die Siedlung zu einem lebhaften Marktort. Von hier wurde der Verkehr aus Böhmen und Franken nach Norden geführt. 1438 erhielt Zeulenroda das Stadtrecht.
 
Die Stadt erlebte eine kurze mittelalterliche Blüte, bis sie im Jahre 1500 als Mitgift an die Herrschaft Reuß- Greiz fiel. Schlagartig wurde Zeulenroda eine Enklave und war vom gesamten wirtschaftlich wichtigen Hinterland abgeschnitten. Die Einwohner verarmten. Während des Deutschen Bauernkrieges - 1525 - öffneten Rat und Bürger der Stadt dem Bauernheer, das vor der Stadt lagerte, seine Tore. Die Bewohner der Stadt hofften durch die Beseitigung der Feudalmacht ihre alten Rechte wiederzugewinnen. Nach der Niederlage der Bauern musste die Stadt 1600 Gulden Bußgeld an die Landesherrschaft zahlen. Zeulenroda blieb eine arme Ackerbürgerstadt. Der Dreißigjährige Krieg 1618-1648 - verschlimmerte ihre Lage weiter. 

Erst nach diesem großen Krieg kam mit der Einführung der Zeugmacherei und später, um 1700, die Strumpfwirkerei, ein gewisser Wohlstand auf. Die zur Strumpfherstellung benötigten technisch komplizierten "Handrösschenstühle" wurden in Zeulenroda gebaut und stellen den Anfang des Maschinenbaues dar. Die Innungsgründung der Strumpfwirker erfolgte im Jahr 1744. Um 1750 entwickelte sich Zeulenroda zu einer Hochburg der Strumpfwirkerei. Zeulenrodaer Strümpfe erlangten Ende des 18. Jahrhunderts und noch mehr im 19. Jahrhundert Weltruf. Daneben gewann das Tischlerhandwerk, die Gummiwirk- und Strickwarenfabrikation sowie die Herstellung von Trikotagen zunehmend an Bedeutung. 
 
Durch zahlreiche Brände wurde das Stadtbild verändert. Nach den letzten großen Bränden 1790 und 1818 entstanden die Grundzüge der heutigen Ortsansicht. 1820 wurde die Stadtkirche - Dreieinigkeitskirche gebaut, deren Altargemälde "Grablegung Christi" von dem einheimischen Künstler Professor Ehrengott Grünler (1797-1881) stammt. Nach Plänen des Strumpfwarenverlegers Christian Heinrich Schopper (1787-1864) erbaute man von 1825 bis 1827 das Zeulenrodaer Rathaus im klassizistischen Stil. Auf dem Turm des Rathauses befindet sich eine Statue der Themis. Im Jahr 1828 hatte Zeulenroda 4.319 Einwohner. Die Kirche am Friedhof "Zum heiligen Kreuz" ist aus einer Straßenkapelle des 13. Jahrhunderts hervorgegangen. Sie wurde in ihrer heutigen Form 1885 ausgebaut.
 
An das Eisenbahnnetz wurde Zeulenroda als Nebenstrecke Weida–Mehltheuer im Jahre 1883 angeschlossen.
 
Die Entwicklung der Industrie – Möbelfabrikation, Maschinenbau, Textilindustrie u.a. – veränderte zunehmend das Stadtbild und ließ die Einwohnerzahl weiter anwachsen. 1912 zählte die Stadt 10.389 Einwohner. 1904 wurde die neu erbaute Bürger- schule (heute Gymnasium) eingeweiht.

Auch das geistig-kulturelle Leben in der Stadt entwickelte sich im 19. Jahrhundert. Es entstand 1841 die Stadtlesegesellschaft mit 62 Mitgliedern, die eine Stadtbibliothek gründete. Bücher aus den Bibliotheken ansässiger und amtierender Theologen, Juristen und Ärzte aus dem 18. und 19. Jahr- hundert sind heute noch im Archiv des Museums zu finden. 1843 gründete Kantor Friedrich Solle (1807–1884) den ersten selbständigen Gesangverein, ohne dessen Mitwirkung kein größeres, städtisches, kirchliches oder gesellschaftliches Ereignis denkbar gewesen wäre. Auf Anregung des Kantors wurde unter Mithilfe des Medizinalrates Dr. Bach 1848 auch der erste Turnverein gegründet. 1867 wurde das Pohlandsche Lokal (heute Stadthalle) erbaut, das mit seinem großen Saal der kulturellen Entwicklung Rechnung trug. Der Saal wurde besonders für Theateraufführungen genutzt.

Zu den bekanntesten Persönlichkeiten unserer Stadt gehörte damals Professor Gustav Schreck (1849–1923), ein Schüler Solles, der 1893 als Kantor an die Thomaskirche nach Leipzig berufen wurde. Zeulenroda ist auch die Heimatstadt des Erfinders der Quarzuhr, des Physikers Professor Dr. Adolf Scheibe (1895–1958).

Nach dem Ausbruch des I. Weltkrieges kam es in allen Industriezweigen zu einer Stagnation. In der Strumpfherstellung gab es durch die Stillegung der Firma Schopper während der Weltwirtschaftskrise einen großen Rückschlag. Die ehemals führende Rolle Zeulenrodas in dieser Branche ging dadurch endgültig an sächsische Firmen über.

Auch der II. Weltkrieg brachte Leid und Elend für die Stadt. Obwohl nur zwei Bomben auf Zeulenroda fielen, wurde das Leben immer schwieriger. Viele Flüchtlinge kamen in die Stadt und benötigten ein Dach über dem Kopf. Mancher ist weitergezogen und viele sind hier geblieben.

1952 wurde Zeulenroda Kreisstadt. Anfang der 50er Jahre wurde mit dem Bau neuer Wohnungen begonnen. Das setzte sich fort bis in die 70er und 80er Jahre, in denen große neue Wohnviertel entstanden.
Drei neue Schulen, mehrere Kindereinrichtungen sowie Kaufhallen sind gebaut worden. Seit 1976 prägt die Talsperre Zeulenroda, mit einer Fläche von 239,3 ha, die Stadtansicht. 1989 erhielt die neue Katholische Kirche – Heilige Familie – ihre Weihe.

Seit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 gibt es weitere bauliche Veränderungen in der Stadt. Altes verschwindet, Neues entsteht, es wird renoviert und restauriert. Man versucht der Stadt ihren Charakter als Thüringer Kleinstadt zu erhalten. Altes und Neues soll sich in Harmonie vereinen, zur Freude der Einwohner und der Gäste unserer Stadt.
 

Die Stadt Zeulenroda führt ein Wappen, eine Flagge und ein Dienstsiegel. Das Stadtwappen zeigt auf schwarzem Feld einen Teil einer weißen Stadtmauer mit Zinnen bis zur Mitte Klauen und weißen Zähnen, der sich mit der Brust und seinen  zwei Vorderpfoten über Zinnen lehnt und klimmt. 

Das Stadtwappen wurde mit dem Stadtrecht am 26.09.1438 in dieser Form verliehen. (Nach der Stadtrechtsurkunde von 1438, Auszug aus der Hauptsatzung der Stadt Zeulenroda.)

 
675 Jahre Ersterwähnung Zeulenrodas

Der Ort Zeulenroda, von Heinrich dem Reichen oder seinen Söhnen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründet, wird in den ersten hundert Jahren seines Bestehens in keiner historischen Quelle genannt. Erst 1325 erscheint sein Name in der Heimatgeschichte. 
 
Die Vögte von Gera hatten im 2. Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts die Schleizer Herrschaft der Lobdeburger, als Erbgut ihrer dem Geschlecht der Lobdeburger entstammenden Großmutter Leukard zugesprochen bekommen. Die Herrschaften Lobenstein, Mühltroff und Tanna erwarben sie schon vorher. 

Um den Landadel dieser neuen Gebiete enger an sich zu binden, gründeten die Vögte um 1310 bei Saalburg das Nonnenkloster zum Heiligen Kreuz.  Es sollte den ledigen Töchtern des heimischen Adels zur Unterkunft dienen.In der Bestätigungsurkunde des Klosters, die der Bischof Heinrich von Naumburg am 14. August 1325 den Gründern Heinrich dem Älteren und Heinrich dem Jüngeren, Vögten von Gera, ausstellen lässt, sind alle Dörfer und Bauern namentlich aufgezählt, die dem Kloster mit Grundbesitz zinspflichtig sind. Hierbei erscheint auch erstmals das vom Kloster 30 km entfernte Dorf Zulenrode:„In Zulenrode unus mansus, quem colit... dictus Dressel“ Hier wird bestimmt, dass der Bauer Dressel mit seinem Besitz dem Kloster zu zinsen hatte...... (Nach F.L. Schmidt: „Geschichte der Stadt Zeulenroda im thüringischen Vogtland“ 2. Band, 1938)



675 Jahre Zeulenroda

von Roland Lange

Gestaltung von Städtischen Jubiläen in Zeulenroda

675 Jahre ist es her, dass Zeulenroda zum ersten Mal in einer Urkunde Erwähnung fand. Am 14. August 1325 bestätigte Bischof Heinrich von Naumburg die Stiftung des Nonnenklosters "Zum heiligen Kreuz" bei Saalburg durch Heinrich den Älteren und Heinrich den Jüngeren, Vögte von Gera. In der in Altenburg ausgestellten Urkunde werden alle Orte aufgezählt, in welchen Einwohner dem Kloster zinspflichtig wurden. In Zeulenroda war der Bauer Dressel mit einer Hufe verpflichtet. Diese Urkunde wurde im fürstlichen Hausarchiv Schleiz aufbewahrt; beim Brand des dortigen Schlosses 1945 ging sie mit verloren. Während einer Dokumentenausstellung im Zeulenrodaer Museum 1938 war sie noch im Original zu besichtigen. Heute können wir den Inhalt nur noch im -Urkundenbuch der Vögte von Weida, Gera und Plauen...- von Dr. Berthold Schmidt, Jena 1885 und 1892, lesen.

Zum ersten Mal wurde 1838 ein städtisches Jubiläum gefeiert. Bürgermeister Dr. Johann Gottlieb Stemler, welcher starkes Interesse für die Zeulenrodaer Stadtgeschichte zeigte, organisierte die 400-Jahrfeier der Stadtwerdung Zeulenrodas (29. September 1438). Nach seinen Ermittlungen wurde bis dahin noch nie dieses Ereignisses öffentlich gedacht. Geplant waren für den 29. und 30. September Bälle im Rathaus- und um Schießhaussaal und im Saal des "Goldenen Löwen". Der Bürgermeister und der Rat luden die Bürger zu dieser Festlichkeit durch Anschlag ein. Durch Choralblasen vom Rathausturm und Einläuten begann am Sonntag: 6.00 Uhr Choralblasen vom Kirchturm, 8.00 Uhr Versammlung der festlich gekleideten Bürger auf dem Markt, Gesang der Schüler, Festansprache von Bürgermeister Stemel, gemeinsamer Kirchgang, wieder Choralblasen, um 13.00 Uhr nochmals Kirchenbesuch; ein Höhepunkt für 49 geladene Gäste - neben dem Bürgermeister und Ratsmitgliedern, dem Stadtvogt, Pfarrern, Lehrern und Stadtphysikus nebst ihren Frauen auch der Strumpfwarenverleger und Tathauserbauer Christian Heinrich Schopper - war die Festtafel im Rathaus. Da nicht alle Bürger aus Platzmangel teilnehmen konnten, gab es eine "Freitafel" im "Goldenen Löwen". Bei der Tathaustafel kam es zur Sammlung von 13 Talern 18 Groschen für die Stadtarmen. Außergewöhnlich ist: von Stemler ging keine Einladung an das Fürstenhaus in Greiz. Im Rathaus konnte der "Stadtbrief" (Stadtrechtsurkunde) von 1438 besichtigt werden; Stemler verkündete die Fertigstellung seiner "Geschichte von Zeulenroda" (1840 erschienen). Stadtphysikus Dr. Bach erhielt taxfrei das Vollbürgerrecht. Auch die Gesellschaft "Eintracht" feierte mit Essen und Ball. Die jüngeren Menschen vergnügten sich im "Schießhaus". Die Kosten für das Jubiläum betrugen 150 Taler.

Am 29 September 1888 fand die Feier zum 450. Stadtjubiläum statt. Im Mittelpunkt stand der Empfang des Fürsten am Ende der Greizer Straße durch Schulkinder, Danach auf dem Markt durch Bürgermeister Dr. Westphal. Konzert, Zaphenstrech, Lampionumzug und eine Ausstellung von gewerblichen, land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen vom 29.9. - 7.10. waren im Angebot. Der Fürst verteilte Auszeichnungen, Dr. Westphal bekam den Titel "Oberbürgermeister".

1900 war wieder ein Jubiläum fällig. Zeulenroda gehörte 300 Jahre zu Reuß ältere Linie. 1500 kam es als Pfand anstelle einer Mitgift von 2000 Gulden von Schleiz zum Haus Greiz und wurde nie ausgelöst.

Die festlich geschmückte Stadt erwartete am 27. April den Fürsten. Schan 6.00 Uhr spielte die Stadtkapelle; 7.00 Uhr war ein Festakt in der Schule, und ab 9.00 Uhr sammelten sich die Schulkinder, die Schützen und die Feuerwehr, um am Ende der Greizer Straße Heinrich den XXII. Zu empfangen. Er traf um 10.00 Uhr an der Landesgrenze in der Unteren Haardt ein, dirt begrüßte ihn die Berittene Mannschaft der Schützenartillerie. Ganz festlich ging es erst auf der Tathaustreppe zu; dort befanden sich Bürgermeister Lemcke nebst Vertretern der Behörden und Bürgerschaft. Gedichte, Ansprachen, Vorstellungen der auf dem Markt angetretenen Vereine galten als erster Höhepunkt. Nach dem Kirchgang begaben sich die Herrschaften in die fürstlichen Zimmer im Rathaus. Auf Dem Markt Sangen die Schulkinder unter der Leitung von Kantor Franz.

Der Bürgermeister und der Gemeinderatsvorsitzende überreichten dem Fürsten eine Urkunde über einen Zuschuss von 4000 Mark an die "Heinrich-Jubiläums-Stiftung" 1892 (betraf Anstellungen einer Gemeindediakonissin). Der Fürst verteilte "gnädigst" Prädikate, unter anderem den Titel Oberbürgermeister an Lemcke, "Stadtrat" an den ehemaligen zweiten Bürgermeister Liebold und Ehrentitel an verschiedene Bürger. Während der Festtafeln erhob Heinrich XXII. das Glas "auf das Wohl seiner lieben und getreuen Stadt Zeulenroda", er zählte diesen Tag zu seinen schönsten Erinnerungen. Rückfahrt nach Greiz war 15.00 Uhr. Im Ort erfreute am Nachmittag ein Konzert und abends der Fackelzug.

Ein freudiger Anlass ergab sich aus der Tatsache, dass 1927 das Rathaus 100 Jahre alt wurde. Unter Bürgermeister Dr. Breimann kam es zur großzügigen Vorbereitungen des Festes. Für die Veranstaltung war die Woche vom 6. – 14. August vorgesehen. Große Empfangstore an den Stadteingängen begrüßten die Gäste. Gleich zu Beginn am Sonnabend dem 6. August, wurde die "Industrie-, Gewerbe- und Landwirtschaftsausstellung" (kurz Igela) -, ein (maler) Grünlerausstellung und der neueingerichtete „Ratskeller“ eröffnet; Konzert, Begrüßungsabend und Fackelzug wurden geboten. Als weiterer Höhepunkt folgte am Sonntag, den 7. August, die Eröffnung des "Städtischen Kunstgewerbe- und Heimatmuseums" in den neuen Räumen im ehemaligen Schopperhaus, Aumaische Straße 30.

Schlag auf Schlag gab es laufend Angebote: Erstmals bei einem städtischen Jubiläum der zur Tradition werdende große Festzug, Heimatabende - unter anderem mit Bühnenfestspielen von Lehrer Ernst Lotter, Reigenaufführung, Konzerte, Festakte im Rathaus, Festmahl in "Pohland Lokal" (Stadthalle), Chorkonzerte sämtlicher Zeulenrodaer Gesangsvereine, landwirtschaftliche Tierschauen, Reit- und Fahrturniere, Nachtschwimmfest des Schwimmvereines "Neptun", Fußballspiele, Sportveranstaltungen (Schießen, Radhindernisrennen, Sternlauf, Turnen). Zum Schluss nochmals ein Höhepunkt: die Einweihung der neuen Sportstätte im Flurteil "Schiefer".

1938 gab es zum dritten Mal die Gelegenheit die Stadtwerdung Zeulenrodas zu begehe; 500 Jahre waren seit 1438 vergangen. Auch die Stadtverwaltung im III. Reich wollte dieses Ereignis groß freiern, wenn möglich die Vorgänger noch übertreffen. Bürgermeister Dr. Söffner ließ die Festtage vom 16. - 24. Juni täglich unter einer bestimmten Bezeichnung organisieren. Sonnabend, der 16. Juli, galt als Auftakt, es folgten der Tag der Volksgemeinschaft, - der Frauen, - der Soldaten- der Formationen und der nationalsozialistischen Bewegung. Im Programm waren neben dem Festumzug vor allem Festtafel, Kranzniederlegung, Markfeste, kirchliche Feier, Platzkonzerte, Kundgebungen, Tanz und Sport eingeplant. Als besonderer Höhepunkt galt die Uraufführung von Fritz Sporns Oratorium "Deutschland" und die Eröffnung des erweiterten Museums. Aus Anlass der 500-Jahrfeier fand im Museum die schon erwähnte, bedeutende Dokumentenausstellung ;800 Jahre Vogtland statt. Dort konnte auch die Urkunde mit der Ersterwähnung Zeulenrodas von 1325 besichtigt werden. Außerdem ehrte die Stadtverwaltung alteingesessene Familien.

1975 ergab sich erstmals die Gelegenheit, die Ersterwähnung Zeulenrodas zu feiern. Dem damaligen Stadtarchivar schwebte aus diesem Anlass die Herausgabe einer heimatkundlichen Broschüre vor. Er trug diesen Gedanken Bürgermeister Meißner vor, welcher sich aber dafür nicht erwärmen konnte. Wenig später entstand in der Stadtverwaltung der Plan, dieses Jubiläum doch mit vielen Veranstaltungen zu feiern. Höhepunkt sollte der große der Festzug werden. Vom 26. September bis 10. Oktober wurde fast täglich Vieles geboten.

Selbstverständlich Festsitzung der Stadtverordnetenversammlung, aber auch Bauernmarkt, Platzkonzerte, Leistungsschau der Feuerwehr, Arbeitertheater der Möbelwerken, Tanz, Sinfoniekonzert, Sportveranstaltungen, Modenschau von Zeulenrodaer Berieben gestaltet, Vorträge der "Urania", schau Tanz im Wandel der Zeiten und anders mehr. Der Festzug war im Gegensatz zu den vorangegangenen Feiern, streng historisch gestaltet und sprach bei der Bevölkerung sehr gut an. 550 Jahre Stadt Zeulenroda 1888, 29. September - 7. Oktober. Der Organisatoren unter Leitung von Bürgermeister Böhm schwebte ein besonderes großartiger Festzug vor, Vorbild war der imposante Festzug der 750-Jahrfeier Berlins 1987.

Es wurden keine Mittel gescheut, um diesen Wunsch umzusetzen. Man muss zugeben, dass tatsächlich alle Möglichkeiten genutzt waren und historische und gegenwärtige Ereignisse in gut gestalteten Bildern gezeigt wurden. Sogar professionelle Filmleute waren für Aufnahmen eingeladen. Sonst gab es die üblichen Veranstaltungen. Die von der Firma VEB Maschinenbauerzeugnisse (Spannwerkzeuge) gestiftete, in der Firma Leichtmetallguss Pö0neck gegossene, Rathausglocke wurde am 29. September geweiht (Inschrift:550 Jahre Stadt Zeulenroda).

Zum Schluss des Überblickes über die städtischen Jubiläumsfeiern soll auf die zwei Veröffentlichungen hingewiesen werden, welche aus diesem Anlass herausgegeben wurden.

1927
Die Stadt Zeulenroda - eine kurze Monographie
Aus Anlass des hundertjährigen Bestehens des Rathauses von der Stadtverwaltung herausgegeben - Druck: Berhard Sporns Buchdruckerei Zeulenroda 1927 (110 Seiten mit Abbildung, 28 Aufsätze von 21 Autoren)
1988
550 Jahr Stadt Zeulenroda 1438 - 1988
Herausgeber: Rat der Stadt Zeulenroda
Druck: Druckerei Volkswacht Gera, 1988 (64 Seiten mit Abbildungen)


Quellen:
1938 Steinmäler, Gustav: Wie beging Zeulenroda die Früheren Jahrhundertfeiern seiner Stadtwerdung, in Heimblätter 1938/5-7
1888 Festnummer im "Tageblatt" 1888
1900 Hempel, Emil: Für Treue und Verdieste, in Heimblätter 1935/9
1927 Oberruchter, August: Heimatfest 1927, in Heimblätter 11927/16
1938 Programm 500 Jahre Stadt Zeulenroda und Heimblätter 1938/11-12, 15
1975 Programm 650 Jahre Zeulenroda
1988 Programm 500 Jahre Stadt Zeulenroda

Dank : www.zeunet.de        http://www.zeulenroda.de/

Dreieinigkeitskirche Zeulenroda

    

31. Oktober 1999 Aufsetzen der Kirchturmhaube.
Die Predigt hielt Oberkirchenrat i.R. Reinhard M. Walter.


Eine Chronologie 

Am 1. April 1790 brennt die Stadtkirche vollständig ab, man entschließt sich erst 1818 zum Wiederaufbau. Die Pläne liefert der architektonisch begabte Fabrikant Christian Heinrich Schopper, der auch das Rathaus entwirft. Am Tag des Richtfestes, dem 19. Juni 1819, bricht ein Gewitter los und der Sturm bringt den Kirchturm teilweise zum Einsturz.

1991 Schwammbekämpfung im linken Eingangsbereich unter der Orgel. Der Turm wird eingerüstet, Reinigungs- und Holzarbeiten beginnen. Abbruch der Spitze.

1992 Gerüst- und Holzarbeiten am Turm, Abputz der Fassade, Installation des Blitzschutzes. Maler und Klempner werden tätig. Am Schiffdach beginnen Ausbesserungsarbeiten.

1993 Holzarbeiten zur Schwammbekämpfung am Schiffdach, Gerüstarbeiten und Beginn der Neueindeckung des gesamten Daches. Für den Kirchturm erstellt man ein Gutachten.

1994 Gerüst- und Klempnerarbeiten am Schiffdach, die Dachdecker beenden ihr Werk. Für den Turm erbringt man Planungsleistungen zur Vorbereitung des Einbaus einer Stahlkonstruktion.

1996 Notsicherungsarbeiten am Turm. Die Tageszeitung OTZ meldet: "Wieder Hoffnung für Dreieinigkeitskirche". Am 9. Oktober treffen sich auf Anregung des Pfarrers Michael Behr erstmals Interessenten für einen "Förderverein zur Rettung des Turmes der Dreieinigkeitskirche". Zu den 27 Gründungsmitgliedern gehört auch Bürgermeister Frank Steinwachs, Horst Klaußner führt den Vorsitz.

1997 Abschluss der Notsicherungsarbeiten und Beginn der Sanierung im I. Bauabschnitt.

1998 Weitere Sanierungsarbeiten im Betonspritzverfahren, bei dem marodes Holzfachwerk durch Stahlbeton ersetzt wird und verbleibende Konstruktionshölzer in dieses Fachwerk einbindet.

1999 Am 2. September beginnen die Arbeiten für die Turmspitze und der Termin zum Aufsetzen steht: 31. Oktober. Weitere Sanierungsarbeiten sind noch in diesem Jahr geplant.

23.09.1999 Setzen des Kaiserstiel

Der Stadtgeschichtliche Lehrpfad

 



1. Rathaus, Markt 1 2. Altes Rathaus, Schuhgasse 2

 

Das heutige Rathaus wurde nach den verheerenden Stadtbränden 1636, 1106 und 1790 nach Plänen des Strumpfwarenverlegers Christian Heinrich Schopper/Zeulenroda, von 1825 bis 1827 im klassizistischen Stil neu errichtet. Den Turm krönt die Figur der Göttin Themis, von den Zeulenrodaern kurz und liebevoll als "Gette" bezeichnet. 

 

Das "Alte Rathaus" wurde 1745 durch die Stadt angekauft und diente nach 1790 bis 1827 als Rathaus, bis 1827/28 auch als Ratskeller. Danach wurde das Gebäude für verschiedene Zwecke genutzt, so z B von 1827 bis 1904 als Schule, 1905 als Polizei, außerdem beherbergte es von 1903 bis 1927 das Museum. Das Stadtwappen als Schlussstein des Torbogens stammt aus dem 1567 erbauten Rathaus und wurde von einem Geraer Steinmetz angefertigt.

     
3. Kommunehaus, Schuhgasse 7 4. Schiller-Gymnasium, Dr -Gebler-Platz 7

Das Kommunehaus wurde um 1780 von der Stadt angekauft und war im 19. Jahrhundert Wohnung der Stadtpolizisten und städtisches Arrestlokal (Büttelei). Nach den Revolutionsjahren 1848/49 nahm der, von der wiedererstarkten Reaktion wegen demagogischer Umtriebe eingesperrte Arzt Dr. Brockmann, ein Führer der hiesigen Demokratie, in diesem Gefängnis Gift und starb an den Folgen seiner Handlung am 6. November 1855. 

Das Gebäude wurde 1850 der Stadt zu Schulzwecken

 gestiftet und wird seitdem als Schulgebäude genutzt. Es wurde mehrmals den Anforderungen entsprechend umgebaut und modernisiert.

 
       
5.  Alt-Zeulenrodaer Malerwinkel, Lohweg 2+4 6. Handelshaus, Markt 7
Häuser mit Mansarden- geschossen waren die           
große Mode dieser Jahre in der Stadt, als sie nach dem Brand von 1790 wieder aufgebaut wurde. 

Außer dem Haus Nr. 2 im "Malerwinker' befinden sich auch in anderen Straßen der alten Innenstadt ähnliche Häuser. 

Das Gebäude wurde nach dem Stadtbrand von 1790 für das Handelshaus Gantzesaug neu errichtet. Von 1832 -1850 waren darin das Stadtvogteigericht , später (1868 bis 1952) das Amtsgericht Zeulenroda und heute verschiedene Verwaltungen und die Stadtbibliothek untergebracht.
  
         
7. Haus, Goethestraße 1 8. Gewerkschaftshaus, Dr.-Gebler-Straße 9 9

Dieses Haus wurde nach dem Stadtbrand 1790 für den Zeughändler Gernert errichtet und war ab 1824 im Besitz der Strumpfwarenhandlung bzw -fabrik   Krocker und Sohn. Die Bauweise mit dem Mansardendach ist noch an einigen Häusern der Dr.-Gebler-Straße und der Scheunengasse zu sehen. 

 

Dorns Bierhaus. In diesem Haus wurde am 1. Mai 1871 die Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins gegründet. Damit hatte die erste Organisation der Deutschen Sozialdemokratie in Zeulenroda ihre Arbeit aufgenommen. 1906 ging das Gasthaus in den Besitz des Vereins "Gewerkschaftshaus" über und war bis 1933 Sitz des Gewerkschaftskartells und Tagungsort des Sozialdemokratischen Vereins.


     
9. Stadthöhler, Greizer Straße 17 10. Apothekerreihe = alter Dorfumgang, zwischen Greizer Straße 9 und 11

Der Stadthöhler besitzt außergewöhnliche ausgedehnte, bergstollenähnliche Höhlergänge, die bis 1890 von brauberechtigten Bürgern als Bierkeller genutzt wurden. In der Bierstube des Stadthöhlers, die am Ausgang der Höhlergänge lag, wurden die gekühlten Lagerbiere verzapft. 1906 brannte der alte Stadthöhler ab. Die Höhlergänge sind erhalten geblieben und stehen unter Denkmalschutz !

 

Wie hinter Gehöften und Gärten manches Dorf unserer Heimat sogenannte "Hinterwege" führten, so hatte auch unsere Siedlung ihre Hinterwege, auf denen man "hintenweg" ums Dorf gehen konnte. Mit den beiden Apothekerreihen, die jetzt dem Verkehr entzogen sind, ist ein Teil dieses uralten Pfades erhalten geblieben. Er war ein Teil der örtlichen Begrenzung der ersten Dorfanlage. Der westliche Hinterweg ist in den beiden Gartenreihen auch noch zu erkennen.  Nach 1350 wuchs das Dorf infolge seiner damals günstigen Verkehrslage über diese alten Begrenzungen hinaus, im Osten bis an die Untere Buchenreihe und Bendenreihe, mit denen sich nun neue Hinterwege herausbildeten über die sich aber die Stadt in späterer Zeit abermals hinausstreckte.

 

 

 

     
11. Haus, Kirchstraße 8/Ecke Greizer Straße 12. Kirche "Zur Heiligen Dreieingkeit", Kirchstraße

Zeulenroda gehörte bis zum Jahre 1500 zur Herrschaft Schleiz. Damals stand an dieser Stelle das Schleizer Amtshaus, das wahrscheinlich von 1438 (Stadterhebung) bis 1566 als Rathaus diente. Nach dem ersten Stadtbrand 1566 wurde hier ein Gasthof errichtet.

 

Das Kirchengebäude wurde nach der Zerstörung durch den Stadtbrand von 1790 in den Jahren 1819/20 nach Plänen von Bauinspektor Taubert aus Schleiz und unter Beteiligung von Strumpfwarenverleger Christian Heinrich Schopper aus Zeulenroda neu errichtet. Anfang des 20 Jahrhunderts erfolgten Erneuerungen. 1920 wurden neue Glocken angebracht und 1925 die neue Orgel von der Fa. Gebrüder Jehnlich/Dresden eingebaut.

 

 

     
13. Kirche "Zum Heiligen Kreuz", Am Friedhof 14. Hospital, Pausaer Straße 1

Diese Kirche ist an Stelle einer alten kleinen Straßenkapelle im Wald, die schon vor der Gründung des Dorfes Ulenrode hier gestanden hatte, errichtet worden. 1756 musste sie wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Die neuerbaute Kirche brannte 1818 aus und wurde erst 1884/85 von der Kirchengemeinde wieder aufgebaut.

 

Ehemaliges Hospital der Stadt. Es war schon 1736 an dieser Stelle der Pausaer Straße nachweisbar, fiel aber dem großen Brand von 1818 zum Opfer. 1840 wurde der heute als Wohnhaus genutzte Neubau seiner damaligen Bestimmung als Hospital und Armenhaus übergeben.


     
15. Haug, Buche 14 16. Weidaisches Torhaus, Greizer Straße 23

Das Haus Buche 14 ist das älteste erhaltene Haus unserer Stadt. Es wurde um 1620 erbaut und von 1654 bis 1689 als Diakonat genutzt.

 

An dieser Stelle stand bis zum Stadtbrand von 1790 das Weidaische Torhaus, das die Stadt nach Osten hin abschloss. Jedoch entstand schon um 1450 vor der Stadt ein Teil der äußeren Straße, die "Greizer Vorstadt". Möglicherweise sind es die Bewohner der damals zur Wüstung gewordenen Kleinsiedlung Meinersdorf gewesen, die sich hier ansiedelten .

 

 

     
17. Krockerg Gartenhaus, Schleizer Straße 35   18. Haus, Untere Neustadt 1

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts legten sich die Handelsherren Gantzesaug und Krocker an dieser Stelle der Schleizer Landstraße, die damals noch unbebaut war, parkähnliche Gärten an, die sich bis an das Gelände jenseits der heutigen Goethestraße ausdehnten. Sie bauten sich in diese Gärten Sommerhäuser. Das Haus Nr. 35 wurde 1785 im Stil des französischen Baumeisters Julius Mansard gebaut. Es blieb wegen seiner abseitigen Lage im Stadtbrand von 1790 verschont. Nach seinem Vorbild wurden nach dem Brand auch viele Häuser der lnnenstadt im Mansardenstil errichtet. 

 

 

Die "Neustadt" wurde 1755 auf Veranlassung des Bürgermeisters Harnisch angelegt. lnfolge des Aufblühens des Strumpfwirkerhandwerkes in Zeulenroda war damals der Wohnraum außerordentlich knapp geworden, so dass die Stadt unbedingt erweitert werden musste. Als erstes Haus an der in "egaler Linie formierten" Straße entstand das Haus Nr. 20.

     
19. Macht's Farbe, Kleinwolschendorfer Straße 41 20. Schützenhaus, Kleinwolschendorfer Straße

Ehemalige "Macht's Farbe". Dieses Gebäude wurde als Woll- und Baumwollfärberei von Wilhelm Macht 1839 errichtet. Es gehörte mit zu den ersten lndustriegebäuden der Stadt und ist zum größten Teil noch in seiner ursprünglichen Bauart erhalten.

 

Das alte Schützenhaus, auch Schießhaus genannt, wurde 1783 auf der Dölzenleite angelegt. Die Gaststätte ist wiederholt erweitert worden. In diesem Saalgebäude, das 1852 von Joh. Chr. Friedrich Reichmann erbaut wurde, fand im Jahre 1890 die erste Maifeier der Zeulenrodaer Sozialdemokratie statt. Auch in den folgenden Jahren wurden im Schießhaussaal oft große proletarische Massenkundgebungen und Arbeiterfeste veranstaltet. Seit 1945 ist der Gaststättenbetrieb eingestellt.


     
21. Alte Bleiche, Bleichenweg 23 22. Städtisches Museum, Augmaische Straße 30

Dieses Haus wurde 1730 von Johann Gantzesaug als eines der ältesten Gewerbegebäude in Zeulenroda gebaut. Es diente Anfang des 19. Jahrhunderts als Strumpfbleiche, Färberei und Apparaturanstalt. Als eines der wenigen Häuser unserer Stadt, die aus dem 18. Jahrhundert erhalten sind, steht es unter Denkmalschutz !

 

Der Zeulenrodaer Strumpfwarenfabrikant Ferdinand Schopper erwarb einen Teil des Grundstücks der Kunstmalerfamilie Grüner und ließ hier im Jahre1889 sein Wohnhaus errichten. 1919 wurde das Gebäude durch die Stadt angekauft. Seit 1927 beheimatet es das Städtische Museum.

     
23. Eckardts Windmühle 24. Hardtmühle, Untere Haardt

Von den fünf Windmühlen die einst als Wahrzeichen die "Stadt auf der Höhe" umstanden haben, war die von C.F. Hänold 1865 im Flurteil Stöckigt erbaute Mühle die einzige, die einen steinernen Mühlenturm besaß. Diese massive Bauweise hat sie vor dem völligen Abbruch geschützt. In den 1880er Jahren fielen ihre Flügel einem Unwetter zum Opfer. Der Mühlenturm steht unter Denkmalschutz ! 


 

Ältester Gewerbebetrieb unserer Stadt, wahrscheinlich schon im 13.Jahrhundert bei der Gründung der Siedlung Ulenrode entstanden. 1766 - 1767 nach einem Brand neu aufgebaut.

      
25. Alter Gasthof, Märien Nr. 31 26. Zorns Häuschen, Rabensleite

Das Haus wurde 1740 an der heutigen "Herrengasse" erbaut und anschließend als Gasthof eingerichtet. 1843 wurde dieser Gasthof erst madig als "Grüner Baum" erwähnt.1848 wurde der Gasthof "Zum Grünen Baum" in einen Neubau an der Pöllwitzer Straße verlegt, wo er sich heute noch befindet.

 

Der Südhang der Rabensleite war an dieser Stelle um 1100 mit Weinstöcken bepflanzt und heißt daher heute noch in unseren Flurregistern "Der Weinberg". Ob das Häuschen schon damals als Weinberghaus ausgebaut worden ist, konnte noch nicht festgestellt werden. Die Art seiner Bauweise erinnert doch sehr an die Weinberghäuser der Gegend an der Saale und Unstrut bei Naumburg und Freyburg. Das Haus steht unter Denkmalschutz !